Schmunzelecke «Weisch na?» Wenn Handballer «polterten»…

Polterabende als Abschied vom Junggesellentum sind auch heutzutage noch «in», auch wenn der ehemalige Gedanke der Männer, «noch einmal so richtig auf den Putz zu hauen, bevor man sich dem Joch der Ehe beugt» heute kaum mehr den Grund dazu bietet.

Polterabende als feucht-fröhliche Rituale
Polterabende als Abschied vom Junggesellentum sind auch heutzutage noch «in», auch wenn der ehemalige Gedanke der Männer, «noch einmal so richtig auf den Putz zu hauen, bevor man sich dem Joch der Ehe beugt» heute kaum mehr den Grund dazu bietet.
Vor 50 Jahren war das noch anders. Dabei unterschied man zwei verschiedene Arten von Polterabenden, nämlich jene mit einem aktiven oder mit einem passiven Hauptdarsteller. Bei der ersten Variante lud der «Bräutigam in spe» seine besten Kollegen zu einem geselligen Abend mit Speis und sehr viel Trank ein und behielt dabei die Kontrolle über das Geschehen mehrheitlich in seinen Händen. Variante zwei war jene, in welcher der Noch-Junggeselle von seinen Kollegen «gepoltert» wurde, und dabei auf das Geschehen so gut wie keinen Einfluss hatte, ausser dass er jederzeit für die finanziellen Auslagen aufkommen musste. Bei den TVU-Handballern war diese Art des Polterabends besonders beliebt und wurde jeweils mit viel Fantasie «zelebriert».

Bruno Seiler, heute der grosse Veranstaltungs-Organisator beim TVU 60plus, hat einen solchen Handballer-Polterabend in vollem Umfang erlebt und erlitten…

Wenn Handballer «Polterten» blieb kein Stein auf dem andern…

Es war im August 1976, kurz bevor ich meine Hilde zum Traualtar führen wollte.
Nach dem Training in der Röslihalle wurde ich mitsamt den Kleidern kalt geduscht, angeblich, um mich vom befallenen Virus zu befreien… Walti Meier lieh mir eine trockene Unterhose, und danach wurde ich auf eine Bahre geschnallt und damit von den «Kollegen» zu verschiedenen Posten getragen. Von der Röslihalle aus ging’s auf direktem Weg ins Niederdorf, wo man mir die Schönheiten dieses Quartiers so richtig in Erinnerung rufen wollte. Als Dank dafür musste ich erstens gute Miene zum bösen Spiel machen, und meine «Betreuer» dazu jederzeit zu Wurst und Bier einladen. Sie, und alle Zaungäste, hatten ihren Spass – und ich die Kosten!

Heikel wurde die Sache, als ich mir (auf Kosten der Polterer) eine Dirne auswählen durfte. Aber die auserkorene «Rothaarige» wollte schlicht und einfach nichts mit der Sache zu tun haben. Sie nahm mir wohl meine «Unerfahrenheit» übel – oder die vielen möglichen Zuschauer…
Problematisch war, wegen dem vielen Bier, auch der Gang aufs WC in den verschiedenen Restaurants, denn angeschnallt auf einer Bahre, brauchte es dazu sehr kreative Lösungen. Die Kollegen stellten mich hochkant auf der Bahre vor das Pissoir und machten mir wenigstens die Hände frei…

In der Bierhalle Wolf hatte ich, als begeisterter Hobby-Sänger und späteres Gründungsmitglied des TVU-Handballer-Chörlis, natürlich auch noch einen Auftritt als Solosänger (allerdings ohne Bahre), der entsprechend gefeiert wurde.

Beim letzten Posten im Niederdorf wies uns auf einer Polizeikanzel eine Hexe den Weg mit dem Tram ins Restaurant Grebelacker (das heutige Tramblu), wo das grosse Finale stattfinden sollte. Meine «Seckelkameraden» legten mich auf der Bahre angeschnallt auf die Lehnen der Sitzbänke im Tram Nr. 7. Beim Schaffhauserplatz wechselten sie ins Tram zum Buch-eggplatz und überliessen mich im «Siebner» meinem Schicksal. Mit meinem Charme und viel fremder Hilfe schaffte ich aber bis zur Tramhaltestelle Hirschwiesen meine Befreiung und traf, nur wenig verspätet, schliesslich auch noch im «Grebelacker» ein. Dort gab’s noch ein (oder mehrere) Abschlussbier(e), und jeder Beteiligte verewigte seinen Namen auf einem speziellen Trinkkrug, der von Giagi noch gebrannt wurde und mir dann von den Geisteraustreibern als ewiges Andenken ans Junggesellenleben überreicht wurde.

Schmunzelecke «Polterabend»:
Erlebt, erlitten und weitererzählt von Bruno Seiler, organisiert und fotografiert von Alfi Christen,
bearbeitet von Peter Tobler

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