Härte ist Ansichtssache
Vor über 50 Jahren durfte ich mit der 1. TVU-Grossfeldmannschaft auf der Steinkluppe mittrainieren. Ich höre heute noch Heinz Beyeler, wie er sagte: «Handball ist hart, aber fair!» Schon bald tat es weh, und ich hatte Schmerzen, die mich noch einige Tage an mein erstes Training erinnerten…
Bei einem Spiel in der Halle von Horgen verletzte sich Reto Caminada (blauer Kreis). Es knallte und er konnte nur noch humpeln. Enrico Bulgheroni (damals nannten wir ihn auch «Pflegeroni») diagnostizierte eine gerissene Achillessehne. Reto ging noch unter die Dusche und wurde anschliessend von mir ins Waidspital gefahren. Vorher gab mir aber Pflegeroni noch zwei Pillen. «Wenn er zu schreien anfängt drückst du ihm diese ins Maul.» Im Spital befanden sie, dass die Sehne nicht gerissen sei, und liessen Reto über Nacht nach Hause. Am nächsten Tag mussten sie die Meinung ändern, und Reto wurde operiert. Fazit: «Reto hatte so starke Muskeln, dass er trotz allem gehen konnte.»
Dass es auch heute noch im Training der «Ehemaligen» beim anschliessenden Fussballspiel hart zugeht, wissen vor allem die Torhüter wie Martin Körtner. Wenn ein voller Schuss sie unterhalb dem Bauchnabel trifft und sie den Tiefschutz nicht angezogen haben, schmerzt das sehr. Die harten Handballer stecken das aber klaglos weg…
Patrick Stoll ist mehrfacher Medaillengewinner bei den Paralympics und bei andern internationalen Meisterschaften. Ihm wurde der rechte Unterschenkel amputiert, und er hat einen künstlichen Fuss. Es brauchte mehrere Anläufe, bis er damit die Rekrutenschule absolvieren durfte. Als Captain eines Handball-Teams trainierte ich mit ihm. Beim anschliessenden Spiel traf ich ihn so hart, dass es ihm die Schrauben an der Prothese zerstörte. Für ihn war das kein Problem: «Man hat ja Ersatz!» Mich aber schmerzte mein Fuss noch mehrere Tage…
Das Hirn blendet vieles aus
Eigentlich war ich immer der Meinung, dass ich meine Handballzeit ohne grosse Unfälle überlebt hätte. Vor wenigen Jahren sagte mir aber mein Hausarzt, dass mein Finger auch einmal gebrochen gewesen sei. Sicher nicht vom Schreiben der Haus- oder Strafaufgaben in der Schule…
Einmal traf mich ein Ball voll ins Auge. Am nächsten Tag musste ich die Netzhaut in der Augenklinik nähen. Das hatte ich schon vergessen als es mir meine Augenärztin bei einer späteren Kontrolle wieder in Erinnerung rief.
Mit diesem Foto habe ich meine Kollegen erschreckt, als ich mich vom Training abmelden wollte… Es war allerdings nur eine Aufnahme aus einem Samariterkurs, wo ich mich als Figurant zur Verfügung gestellt hatte.
Erlebt, erlitten und erzählt von Bruno Seiler, bearbeitet von Peter Tobler