Wir trauern um unser Ehrenmitglied Kurt Hartmann (14.07.1928 – 24.03.2024)
Abschiednehmen, von einem Freund, der uns ein langes Leben lang viel gegeben hat, ist kein Honigschlecken. 1954 bin ich als 15jähriger Sekundarschüler den Handball Junioren TVU beigetreten. Die Nachwuchsförderung stand in den 50er Jahren nicht im Mittelpunkt der Handballriege. Ausgebildete Trainer, wie heute, gab es damals noch nicht. Es waren hilfsbereite Spieler der 1. Mannschaft – ich spreche noch von Grossfeld-Handball, auf dem grünen Rasen, mit Fussballgoals – welche sich um die Junioren kümmerten.
Meine ersten Trainer – sie wechselten fast schneller als die Jahreszeiten – hiessen Willy Burger (*1919), Otto Krauss (*1913), Willy Wüthrich, Walter Kopp (*1926), Walter Jenny und ab 1957 Kurt Hartmann (*1928), mit 15 Länderspielen kein Unbekannter in der internationalen Feldhandballszene. Kein anderer Spieler der damaligen Herren 1 in der Nationalliga A verfügte damals über mehr internationale Erfahrungen als Kurt. Er wurde an der Hallenhandball WM 1954 in Schweden als einer der besten Verteidiger qualifiziert. Otto Schwarz, Grasshoppers, Kurts Schwager und Mitbewohner, hat die Schweiz 40mal an Länderspielen vertreten. Kurt war 1959 am TVU Cupsieg mitbeteiligt. Schon vor dem Gewinn des Schweizermeisters 1961 hat sich Kurt aus beruflichen Gründen von TVU 1 zurückgezogen um fortan als Captain von TVU 2 seine Laufbahn weiterzuführen. 1962 wurde Kurt zum Ehrennadelträger 1970 zum Ehrenmitglied im TVU ernannt.
Grossfeld-Handball hatte in dieser Zeit immer noch die höhere Priorität als Kleinfeld-, später Hallen-HB. Nicht zuletzt auch weil die Mittel des HBA (Schweizer Handball Ausschuss) in der Nachkriegszeit sehr beschränkt waren. «Boykottiert die Staatsamateure» war in den 50er Jahren, während des kalten Kriegs, auch das Kredo des Dachverbands IHF (International Handball Federation). Ost traute West nicht über den Weg. Und umgekehrt. Gut und Böse gingen nicht zusammen. Die Anzahl der Länderspiele war demzufolge sehr gering. Kein Vergleich zur heutigen Überflutung mit Meisterschaft, Cup, Champions League, Qualifikation, EM, WM. Profi-Sport wie heute war undenkbar. In den 50er Jahren mussten sich Nati-Spieler teilweise an den Reisekosten zu den Länderspielen beteiligen. Werbung auf Trikots gab es (noch) nicht und Tätowierungen waren noch ein Fremdwort. Nur der Ball ist auch heute noch rund.
Es hiesse Wasser in den Rhein tragen, wenn ich nun noch einmal auf die «goldenen Jahre» der TVU Handballriege 1954-1963 zu sprechen käme. Früh spürte jedermann, dass Kurt seinen sportlichen Ehrgeiz auch in seinem Berufs- und Familienleben beharrlich und erfolgreich fortsetzte.1959 Heirat mit Myrtha Girsberger, 3 Kinder: Beat (*1965), Susanne (*1961), Urs (*1964), Bau von Wohn-/Geschäftshaus Glattbrugg (1969 ), Gewerbehaus Hartmann Sägereistrasse (1985). Ständig hatte Kurt Ideen und Pläne wie er seine unmittelbare Umgebung und Entourage noch verbessern könnte. Noch letztes Jahr hatte er Pläne, das Gewerbehaus (wo seine Schreinerei war) aufzustocken um noch mehr Fläche vermieten zu können. An Arbeit fehlte ihm es Zeit seines Lebens nie. Bis kurz zu seinem Lebensende war seine Verbundenheit zu den TVU-Kameraden, zu den Rotariern sehr intensiv.
Während der 70/80er Jahre gab es in der Halle weiterhin eine Seniorenmeisterschaft. 1980 wurden die weinroten Altherren, dazu gehörte immer auch noch Kurt, Seniorenmeister. 1989, der TVU war 125 Jahre alt, schnürten Kurt und weitere alte Kameraden im Freundschaftsspiel gegen den Erzgegner Grasshoppers auf dem neuen Platz im Irchelpark zum letzten Mal ihre Feldhandballschuhe. Das Resultat weiss ich nicht mehr. Ist auch nicht wichtig.
Wichtig war uns immer die regelmässige Pflege der Kameradschaft. Runde Geburtstagsfeste, gegenseitige Besuche in der Schweiz (u. a Sternenberg, Axalp, Unterwasser, Flaach, Davos, Tessin, Herrliberg) auch Reisen ins Ausland (u.a. Landshut, Ansbach, Barcelona), Ehrennadelträgertreffen, Besichtigungen, Konzerte, Länderspiele führten uns immer wieder zusammen. Kurt und Myrtha gehörten immer dazu. Die Reihen haben sich inzwischen deutlich gelichtet. Am 24. März 2024 hat uns Kurt Hartmann für immer verlassen.
Im Namen aller Überlebenden danken wir Kurt und Myrtha für viele schöne Stunden. Ihr werdet immer in unserer Erinnerung bleiben. Den hinterbliebenen Familien von Beat, Susanne und Urs unser herzliches Beileid.
Das Leben ist zu kurz um traurig zu sein.
Peter Zimmermann