Nachruf für Denys Seiler

Am 1. März 2023 ist mit Denys Seiler ein weit über den TVU hinaus bekanntes Mitglied gestorben.

Wir trauern um Denys Seiler (25.4.1928 – 1.3.2023)
Der ehe­­malige 800m-Läufer der TVU-Leichtathleten musste seine Sportkarriere verletzungshalber schon sehr früh beenden, machte dann aber als Schauspieler und Regisseur im deutschsprachigen Raum eine grosse Kariere im Kultursektor, wobei er lange in der DDR lebte.
Nach seiner Rückkehr in die Schweiz freute er sich, im TVU 60plus viele seiner ehemaligen Sport-Kameraden wieder zu treffen und war gerngesehener Gast bei unseren Anlässen. In den letzten Jahren bekundete er allerdings je länger je mehr Mühe mit den Beinen, weshalb er nur noch selten an die Donnerstag-Hocks kommen konnte.
Zuletzt lebte er im Reformierten Alters- und Pflegeheim Enge, wo er gut betreut und von seiner Frau Verena regelmässig besucht wurde. Sie war auch dabei, als Denys am Abend des 1. März, knapp zwei Monate vor seinem 95. Geburtstag, für immer einschlief.
Der TVU verliert mit Denys einen liebenswürdigen und charmanten Kameraden mit einem ausgesprochen grossen Unterhaltungswert, den er aus seiner reichen internationalen Lebenserfahrung schöpfen konnte. Wir bekunden seiner Frau Verena unser tiefes Beileid und wünschen ihr alles Gute. Es findet keine Bestattungsfeier statt, sondern es werden zu einem späteren Zeitpunkt Freunde und Verwandte bei einer gemeinsamen Gedenkfeier Gelegenheit haben, von Denys Abschied zu nehmen.

Kurze, aber erfolgreiche Leichtathletik-Kariere

Denys Seiler kam erst im Alter von 22 Jahren zur Leichtathletik und damit im TVU unter die Fittiche von Max Tobler. Er wurde bald zu einem Spezialisten auf den Laufstrecken zwischen 400 und 1000 Metern und fiel vor allem durch seinen leichtfüssigen und eleganten Laufstil auf. Im Läufer-Verein TVU war er damit ein tragendes Element und an grossen Erfolgen bei den Strassenläufen wie «Quer durch Zürich» oder bei Siegen an den Schweizer Staffelmeisterschaften über 4x800m oder in der 3000m Americaine und in der Olympischen Staffel.

Über 800m schaffte er in der Nationalmannschaft bei drei Einsätzen zwei Siege, bevor er im dritten Länderkampf in Rumänien durch eine Magenverstimmung gestoppt wurde. Danach verhinderten Krankheit und Verletzungen seine mögliche Teilnahme an den Leichtathletik-Europameisterschaften 1954 in Bern, und er musste seine Sportkariere unerwartet früh beenden.

Schauspieler statt Läufer
Der TVU durfte allerdings auch anderweitig auf seine Dienste zählen, denn er verhalf als Chränzli-Regisseur und Bühnenkünstler der TVU-Abendunterhaltung der Fünfzigerjahre zu ungeahnten Höhenflügen. Neben seiner beruflichen Tätigkeit als Import-/Ex­port-Kaufmann nahm Denys nämlich Schau­spielunterricht an Zürichs bekanntesten Adressen, und er erhielt erste kleine Engagements in Schweizer Kleintheatern. 

Anfangs der 1960er-Jahren machte Denys die Schauspielerei zu seinem Beruf, und als er 1968 zusammen mit seiner Partnerin Verena Zimmermann in die DDR auswanderte, um an hochklassigen Bühnen als Schauspieler und Regisseur zu arbeiten, ging der Kontakt zum TVU vorerst verloren.
Nach über einem Vierteljahrhundert in der DDR brachte die «Wende» in Deutschland das Paar Verena und Denys dazu, 1995 wieder in die Schweiz zurückzukehren, wo sie sich mitten im Herzen von Zürich, am Rennweg niederlassen konnten. Von dort aus arbeiteten beide auch im Pensionsalter noch gelegentlich weiter im Schauspiel-Business.

Zurück zum TVU

Wie meistens, war es Walter Kammermann, der irgendwann Denys in Zürich wieder aufspürte und den erneuten Kontakt mit dem TVU herstellte. Und Kami liess nicht locker, bis Denys im November 2010 beim Donnerstag-Hock der Veteranengruppe auftauchte und feststellte, dass da noch eine ganze Gruppe von ehemaligen Bekannten, sei es aus der Läuferszene oder von seinen Chränzli-Auftritten, beisammen war. Die zeigten sich alle sehr erfreut über die Rückkehr des vermeintlich «verlorenen Sohnes», besonders als er aus dem Stegreif einige Geschichten aus seinem bisherigen Leben erzählte.

Das brachte natürlich den Wunsch hervor, Denys einmal an einem Spezial-Hock in grösserem Umfang aus seinem Leben erzählen zu lassen. Stoff dazu gab es ja genug, und für die Präsentation konnten die Organisatoren aus einer reichen Fotosammlung auswählen. Im März 2011 war es dann so weit, und die Ankündigung des Referenten sorgte für einen Rekordbesuch im Saal des Restaurants Schönbühl, wo fast eine halbe Hundertschaft von TVU 60plus-Mitgliedern den Ausführungen von Denys folgte und sich davon begeistern liess.

Denys war zum zweiten Mal im TVU angekommen und wurde zu einem regelmässigen Gast bei den Anlässen der TVU-Oldies. Besonders gerne besuchte er zusammen mit seiner Frau den Silvesterlauf-Apéro beim Bürkliplatz, und das obwohl die Strecke des Silvesterlaufs ja direkt vor seiner Haustür vorbeiführte.

Wir verlieren Denys ungern als Kameraden und werden ihn vermissen, aber wir haben dank ihm viele schöne Erinnerungen an seine Person und an sein sehr interessantes Leben.
Peter Tobler

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