Ein Hauch von Weltklasse im Restaurant Tramblu

Dank guten Beziehungen gelang es dem Vorstand von TVU 60plus, die weltbeste Juniorin im Biathlon, Amy Baserga, für ein Referat am August-Hock zu gewinnen.

Donnerstag-Hock vom 12.8.2021 mit Biathletin Amy Baserga

Wenn man auf verwandtschaftlicher Ebene zu einer Weltklasse-Sportlerin Verbindung hat, dann ist es natürlich ein «Muss», sie einmal an einen unserer Hocks als Gast einzuladen.
So war man sich denn im vergangenen Frühjahr, als die Biathletin Amy Baserga zweifache Junioren-Weltmeisterin wurde, im Vorstand von TVU 60plus rasch einig, unsere Beziehungen zu Amys Grossvater Alfons Baserga spielen zu lassen, um seine Enkelin für ein Referat zu uns einzuladen. Und siehe da, unser langjähriges Mitglied und früherer Spitzenleichtathlet (400m) Alfons konnte unseren Wunsch umgehend erfüllen, so dass wir schon zwei Monate vor dem Termin für den Hock vom 14. August Werbung machen konnten, wenn uns Amy hinter die Kulissen ihrer bis jetzt grossartigen Karriere blicken lassen würde.

Wenn an einem herrlichen Sommer-Nachmittag zur Ferienzeit und mit Bade- oder Ausflugswetter, rund dreissig Mitglieder ins Tramblu kamen, um sich ein Bild über die heutige Welt des Spitzensports zu machen, dann war die Werbung sicher erfolgreich, zumal die Referentin mehr als zwei Generationen jünger war, als der Durchschnitt der übrigen Anwesenden…

Amy, die Ende September 21 Jahre alt wird, zeigte schon bald, dass sie sich solche Auftritte vor Publikum gewöhnt ist, denn Öffentlichkeitsarbeit ist in der heutigen Sportwelt ein wichtiger Bestandteil des Alltags. Und von Anfang an war auch klar, dass Teamwork in der Familie Baserga grossgeschrieben wird. 

Vater Armin war der Mann, der Amys Vortrag mit einer professionellen PowerPoint-Präsentation unterstützte. Diese verdeutlichte mit Statistiken, Fotos und diversen Videos von Wettkämpfen und Trainings, Amys Aussagen. Weil Amy mit vielen interessanten und manchmal auch überraschenden Details aufwartete und auch immer wieder spontan aufkommende Fragen beantwortete, erlebten die Zuhörer/innen eine sehr interessante und informative Stunde, die zugleich Weiterbildung in Sachen Biathlon war.

Zum Biathlon kam Amy schon früh, weil auch ihr Bruder sowie einige Nachbarkinder in Einsiedeln diesen Sport betrieben und so etwas «einfach cool» war. Dass Amy schon als Zweijährige auf den Skis stand, konnte nicht weiter erstaunen, das ist bei vielen Kindern so. Dass sie aber bereits mit sechs Jahren Kontakt zu Gewehren und zum Schiesstraining hatte, verblüffte dann doch die meisten Leute im Publikum. Schnell wurde aber klar, dass auch in diesem aufwendigen Sport, der aus zwei völlig verschiedenen Sportarten besteht, ein Trainingsbeginn noch im Kindesalter nötig ist, wenn man später einmal international glänzen will. Und wieviel Trainingsfleiss dazu nötig ist, verdeutlichten die Zahlen von rund 10-12’000 Schuss Kleinkaliber-Munition, welche von ihr pro Jahr im Training und Wettkampf abgefeuert werden, manchmal bis zu 800 Schuss an intensiven Trainingstagen. Von den abzuspulenden Langlauf-Kilometern, im Sommer auf Rollskis und ab dem Frühherbst bereits auf Schnee, ganz zu schweigen. Damit verbunden ist auch ein immer grösser werdender, finanzieller Aufwand, wenn man bedenkt, dass 1000 Schuss der Trainingsmunition schon 150 Franken kosten, während die speziell in Oberhof DE hergestellte und auf die Schützin abgestimmte Wettkampfmunition im Preis noch um den Faktor zwei bis drei höher liegt.

Amy ist aber schon seit einiger Zeit in der komfortablen Lage, dass sie über den Biathlon-Verband, das NKES, Swiss Olympic und durch zahlreiche persönliche Sponsoren finanziell gut abgesichert ist, und sie profitiert seit zwei Jahren auch von den Sportmöglichkeiten der Schweizer Armee als Sport-Soldatin. Diese bald zehn Jahre alte spezielle Dienstleistung der Armee für den Spitzensport kann nicht hoch genug eingeschätzt werden und hat gerade wieder im Zusammenhang mit den Erfolgen der Schweizer/innen bei Sommer-Olympia für positive Schlagzeilen gesorgt. So kann Amy pro Jahr bis zu 130 Tagen im Sold des Militärs zu Trainings und Wettkämpfen reisen und dabei auf ein existenzsicherndes Grund­gehalt zählen.

Seit Amy Baserga 2007 ihren ersten Biathlon-Wettkampf bestritt, ist der Erfolg auf allen Stufen ihr treuer Begleiter. Im Jugendalter kamen mit 17 Jahren bereit erste internationale Titel bei Welt und Europameisterschaften dazu, und im Juniorenalter ging es mit den Spitzenresultaten nahtlos weiter. An den Weltmeisterschaften 2020 auf der heimischen Lenzerheide gewann eine erste Broncemedaille sowie am Saison-Ende drei Kugel-Trophäen in der Gesamtwertung, Einzel und Verfolgung der Juniorinnen-Jahreswertung der IBU.

Im vergangenen Frühjahr schlug Amy dann erstmals richtig zu. Sie gewann an den Juniorinnen-Weltmeisterschaften im Tirol die Goldmedaille im Sprint und doppelte einen Tag später in der Verfolgung mit einem zweiten WM-Titel nach. Dafür durfte sie dann zum ersten Mal an einem Wettkampf im Weltcup der Elitekategorie starten. Dort kam sie dann aus dem Staunen kaum mehr heraus, als sie alle die Athletinnen antraf, die sie sonst nur aus den Medienberichten kannte. Sie musste sich erst einmal eingewöhnen, aber im Wettkampf selbst verlor sie keinen Gedanken daran. Ihre Stärke ist es, dass sie sich zu jeder Zeit auf sich selber konzentrieren kann und sich von der Konkurrenz so nicht ablenken lässt.
Auf alle Fälle fand sie Gefallen an dieser neuen Atmosphäre und hofft nun im kommenden Winter auf vermehrte Einsätze in Weltcuprennen, auch wenn sie sich dafür im Schweizer Team erst einmal qualifizieren muss. Ihr Hauptziel sind aber noch einmal die Juniorinnen Weltmeisterschaften, wo sie zum letzten Mal antreten kann und dabei grosse Chancen hat, ihre Medaillen- und Titelsammlung zu vergrössern. Die moralische und körperliche (Daumen drücken) Unterstützung von dreissig Zeugen ihres Auftritts bei TVU 60plus hat sie jedenfalls.

Der Nachmittag mit Amy Baserga im Restaurant Tramblu verging wie im Flug, und auch nach dem Ende des Vortrags, der mit starkem Applaus verdankt wurde, und nach der Entgegennahme von diversen Geschenken von Präsident Jörg Schaad und Organisator Bruno Seiler, blieben Amy und ihr Vater noch zu Kaffee und Kuchen sitzen und boten damit die Gelegenheit für die neu gewonnenen «Fans» zu weiteren Fragen und Informationen. Dabei konnten auch eine der Goldmedaillen, eine Kristallkugel, das mitgebrachte Kleinkalibergewehr und die Langlaufskis, von denen sie pro Saison 15 Paare zum Einsatz bereit hat, angefasst und detailliert untersucht werden.

Es war wirklich ein gelungener Nachmittag, bei dem sich uns mit Amy Baserga eine Welt-Spitzensportlerin vorstellte, die so gar keine Starallüren verbreitet, und die wie die «nette junge Dame von nebenan» wirkte und sofort mit Freude in den Kreis des TVU 60plus aufgenommen wurde. Und auch wenn Amy noch 40 Jahre warten muss, bis sie das Kriterium 60+ erfüllt, gehört sie im Herzen von allen Beteiligten «ehrenhalber» schon jetzt dazu, vertreten durch ihren Grossvater Alfons…

Wir wünschen Amy für die Zukunft viel Glück und Erfolg bei den Wettkämpfen und der ganzen Familie Baserga weiterhin ein so gutes Teamwork, auf und auch neben den Wettkampfplätzen.

Peter Tober

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