Donnerstag-Hock vom12.5.2022 mit einem Blick nach Grönland

Dank den Verbindungen von Albis Chef kamen die Expeditionsteilnehmer natürlich auch mit den Einheimischen, den Inuits in näheren Kontakt, und sie erfuhren vieles über dieses Volk welches noch an der Nahtstelle zwischen der Jägerzeit und der Moderne steht. Dabei sind offensichtlich auch einige uns sehr skurril erscheinende Regelungen entstanden. Um zum Beispiel der folgenschweren Inzucht […]

Grönland hat mehr als nur Schnee und Eis 
Wir alle kennen Grönland als grösste Insel der Welt, mit Iglus und Inuits – von den Kreuzworträtseln her, natürlich… 
Seit dem Referat von Albert Kuhn am vergangenen Mai-Hock wissen wir jetzt allerdings noch einiges mehr!

Grönland rückte näher an den TVU 60plus
Es war im Jahre 2005, als der begeisterte Bergsteiger und Touren-Fan Albi Kuhn im Alter von 50 Jahren seine bisher grösste Herausforderung auf diesem Gebiet annahm und eine Trekking-Tour nach Grönland organisierte. Darüber berichtete er nun beim TVU 60plus in einem sehr interessanten Vortrag mit Bildern und Erinnerungen, welchen die rund 30 Zuhörer/innen nach einer Stunde und einigen Zusatzfragen, begeistert und mit viel Applaus verdankten.

Eine Trekking-Tour von gigantischem Ausmass 
Auslöser für jene Parforce-Aktion war Albis damaliger Chef in der Zürcher Stadt- Verwaltung, der noch einmal an die Ostküste Grönlands reisen wollte, um das Grab seines langjährigen Freundes aus den Reihen der Inuits zu sehen, den er früher fast jährlich besucht hatte. 
Albert stürzte sich in die aufwendigen und komplizierten Vorbereitungen, denn nur schon das Zusammenstellen eines funktionierenden Exkursions-Teams war eine tücksche Sache, denn oft enden solche harten, langen und entbehrungsreichen Expeditionen mit erbittertem Streit unter den Teilnehmern. Schliesslich waren es sieben Männer, die sich schon aus den Schweizer Bergen gut kannten, welche ein einigermassen homogenes Team bildeten. Die richtige Jahreszeit (Mitte bis Ende Juli), Anreise mit dem Flugzeug via Island und die Reiseroute im fast unbewohnten Südosten der Insel Grönland, waren weitere Herausforderungen, welche allerdings nur Leitlinien darstellten, für eine auf Flexibilität und Improvisation fussende Trekking-Tour in ein Gebiet, auf das die Bezeichnung «In the middle of nowhere» (Mitten im Nirgends) perfekt zutraf…

Grönland hat 2.16 Mio Quadratkilometer Fläche, und darauf leben etwa 56’000 Einwohner, von denen 88% Inuits sind, Abkommen von Asiaten, welche im 13. Jahrhundert nach Grönland eingewandert sind. Deren Sprache ist Kalaallisut. 80% der Oberfläche von Grönland, dem selbstverwalteten Gebiet von Dänemark, sind eisbedeckt, und Strassen oder Verkehrswege gibt es nur innerhalb von Ortschaften. Verkehrsmittel sind Boote, Flugzeuge, Helikopter und im Winter Hundeschlitten und Schneemobile. Die Güter zum Leben müssen fast alle von irgendwoher importiert werden. Das Gebiet, in dem die Trekking-Tour stattfand, heisst Ammassalik

Der Ausgangspunkt für verschiedene von Albis Trekking-Touren war Tasiilaq, welches die Grupppe per Helikopter erreicht hatte. Über Geröllhalden, Gletscher oder Tundra-Felder suchte man sich mögliche Routen, und Trampelpfade von früheren Begehungen erschienen den Trekkern schon fast wie Luxus-Verbindungen. Es waren strenge und schweisstreibende Märsche, welche wirklich nur von geübten Berggängern zu bewältigen waren. Fast schon heimische Gefühle weckte eine Region mit der Bezeichnung «Switzerland», weil es dort so viele steile Berge gibt.

Dank den Verbindungen von Albis Chef kamen die Expeditionsteilnehmer natürlich auch mit den Einheimischen, den Inuits in näheren Kontakt, und sie erfuhren vieles über dieses Volk welches noch an der Nahtstelle zwischen der Jägerzeit und der Moderne steht. Dabei sind offensichtlich auch einige uns sehr skurril erscheinende Regelungen entstanden. Um zum Beispiel der folgenschweren Inzucht in der Fortpflanzung zu begegnen, wurden früher männliche Besucher aus anderen Gebieten oder dem Ausland während ihrem Aufenthalt permanent mit jungen Frauen «verwöhnt», in der Hoffnung, der Funke könnte springen und für die notwendigen neuen Gene sorgen…

Eine andere Inuit-Eigenheit liess den ursprünglichen Grund für die Reise von Albis Chef platzen. Der Friedhof mit dem verstorbenen Freund wurde zwar gefunden, aber das Grab des Verstorbenen konnte nicht ausfindig gemacht werden. Aus Angst vor bösen Geistern wird nämlich der genaue Ort eines Grabes selbst vor den Angehörigen geheim gehalten. 
Fazit der Trekking-Tour: «Mission erfüllt – Ziel knapp verfehlt!»

Peter Tobler

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