Vom Frust zur Lust
Nach einem «verkorksten» Saisonbeginn mit einer nur langsam verheilenden Armverletzung und einer bei einem Wettkampf in Frankreich zusammen mit dem ganzen Team eingefangenen Lebensmittelvergiftung und dementsprechend unbefriedigenden Resultaten, brachte der Jahreswechsel den erhofften Umschwung.
Bei den Januar-Wettkämpfen in Oberhof und Ruhpolding (De) und in Antholz-Anterselva im Südtirol zeigte sich Amy wie verwandelt und stellte den Anschluss an die erweiterte Weltspitze her. Als klar stärkste Schweizer Biathlonistin erreichte sie eine ganze Reihe von Spitzenresultaten, welche ihr den Vorstoss auf den 17. Rang der aktuellen Weltrangliste ermöglichten.
Erstes Weltcup-Podest in Ruhpolding
Den bisherigen Höhepunkt ihrer Weltcup-Karriere erreichte Amy im deutschen Ruhpolding. Mit einem fehlerfreien Schiessen an allen vier Stationen und einer sehr guten Laufleistung schaffte sie mit Rang 3 zum ersten Mal einen Podestplatz in einem Einzelwettkampf, und das erst noch in der prestigeträchtigen Konkurrenz über 15 km, wo jeder Schiessfehler jeweils mit einer Strafminute bestraft wird.
Sensationelle Schiessleistungen
Sowohl in Ruhpolding als auch eine Woche später in Antholz fiel Amy Baserga speziell durch ihre hervorragenden Schiessresultate auf. In drei aufeinanderfolgenden Wettkämpfen traf sie von total 60 Schüssen 59 mal ins Ziel, was einer Trefferquote von insgesamt über 98% entspricht.
Und mit ihrem schnellen Schiess-Rhythmus zählt sie bei fast jedem Wettkampf zu den fünf effektivsten Schützinnen.
Die Form für die Heim-WM stimmt
Weil Amy auch im läuferischen Bereich deutlich zugelegt hat, könnten die Weltmeisterschaften nicht günstiger liegen. Vom 12. – 23. Februar finden auf der Lenzerheide erstmals Biathlonweltmeisterschaften in der Schweiz statt. Das Schweizer Trainingsgelände sollte dabei unserem Biathlon-Team schon einen kleinen Heimvorteil bringen, denn schliesslich kennen die einheimischen Athletinnen und Athleten dort jeden Winkel, jede Steigung oder Abfahrt und jeden Luftzug am Schiessplatz aus langjähriger Erfahrung in- und auswendig.
Amys grosses WM-Programm
An den Weltmeisterschaften müsste Amy aller Voraussicht nach sieben Mal zum Einsatz kommen, was natürlich ein monströses Programm wäre. Dabei sind die besten Schweizer Medaillen-Chancen in der Mixed-Staffel (gleich zu Beginn der Wettkämpfe) und im Single-Mixed-Wettbewerb zu erwarten. In der Staffel starten je zwei Männer und Frauen mit je einem Liegend- und einem Stehendprogramm im Schiessen, und im Single-Mixed wird der beste Schweizer (wahrscheinlich Niklas Hartweg, Amys Standardpartner) zusammen mit Amy antreten, und hier wird pro Athlet/in je vier Mal geschossen. Das ist eine ganz grosse Chance, wenn das Team auf dem Schiessplatz gut funktioniert.
Daneben müsste Amy noch Auftritte in der Frauenstaffel, im Sprint, in der Verfolgung, im Einzelwettkampf über 15 km und im abschliessenden Massenstartrennen haben, falls alles rund läuft.
Hoffentlich eine ungestörte letzte Vorbereitung
In der letzten TV-Übertragung vor den Weltmeisterschaften liessen sich die Kommentatoren dazu hinreissen, zu fordern, dass man Amy Baserga bei ihrer gegenwärtigen Form für die Zeit bis zu den WM «in Watte oder Seidenpapier» verpacken müsste, damit nichts mehr passieren könne…
Nach einer kurzen Ruhe- und Erholungsphase daheim in Einsiedeln (ohne risikoreiches Biken…) wird Amy zusammen mit dem ganzen Team nochmals nach Antholz-Anterselva fahren, um sich dort in der Höhenlage von über 1600m optimal vorbereiten zu können. Damit will das Team für die Lenzerheide (etwa 1300m über Meer) genügend Sauerstoffkapazität schaffen können.
Den Rest an Unterstützung sollte dann das Schweizer Publikum schaffen, welches hoffentlich in grosser Zahl auf der Lenzerheide an der Piste stehen wird., möglichst mit einer Amy-Mütze auf dem Kopf… Und die Losung heisst: «HOPP AMY!»
Peer Tobler